Eine Geschichte die das Leben schreibt

Ein ganz gewöhnlicher Tag an einem sich immer wiederholenden Morgen ist es mal wieder. Er und sie sitzen wie gewohnt am Frühstückstisch. Er kaut gedankenverloren auf seinem Brötchen herum. Seine Gedanken sind weit, kaum greifbar. Er ist einfach nur vorhanden.... wie jeden Tag an diesem Tisch. Denn er ist ein stiller zurückhaltender Mensch. Seine Liebe zu ihr ist tief in seinem Herzen verwurzelt und bestätigt sich mit jedem neuen Atemzug...ohne Blicke, ohne Worte. Schon immer so gewesen! Sie dagegen mustert ihn mit jedem Blick. Ist genervt von dem Ausdruck seines Gesichts beim kauen und schlucken."Mein Gott" denkt sie sich wie immer....dieses Geschlürfe wenn er trinkt. Es nervt mich ständig so vieles an ihm. Und kann er sich mit mir nicht mal unterhalten? Er war schon immer so wortkarg und still,...hat sich nichts geändert seit unserem kennenlernen. Er könnte sich doch mal mehr Mühe geben. Jedes Paar unterhält sich doch nett am Tisch". Sie schaukelt sich wie immer ein wenig hoch. Er dagegen macht alles wie mechanisch. Und nun platzt wie immer die Bombe und sie sagt mit spitzen Worten..."Nie sagst Du mir daß Du mich liebst. Wann bringst Du mir mal Blumen mit. Andere Männer fahren mit ihren Frauen in den Urlaub. Was habe ich"? Er geht kaum drauf ein und denkt nur...."war ich nicht ständig für Dich da wenn Du Hilfe brauchtest? Als die Kinder kamen stand ich an Deiner Seite. Im Krankenhaus, als Du so schwer krank warst und ich um Dein Leben bangte war ich stundenlang an Deinem Bett. Ich habe mir zwischen Arbeit und Dir ständig die Nerven blank poliert um Beides bewältigen zu können. Habe Nächte lang nur mit Gedanken an Dich verbracht. Mein Gott, wann bist Du mal zufrieden". Sie mit ziemlich hektisch gewordener Stimme redet unenthaltsam weiter..."Du vernachlässigst mich, Du verstehst mich nicht. Du fühlst ja noch nicht mal was eine Frau braucht. Ich möchte etwas von der Welt sehen, ins Theater mit Dir gehen. Die schönen Dinge des Lebens mit Dir genießen. Aber Du schweigst immer nur". Er denkt nur..."Frauen und Männer, was für verschiedene Welten. Für mich ist die Ehe wie ein gutes solides Werkzeug womit man sein Haus erbaut. Es sollte gut und stabil halten. Das reicht doch. Das muß sie doch mal merken". Ihm fällt plötzlich die leidige Situation eines Abendessens mit Freunden ein. Ihr ewiges Gezetere wobei er wieder mal nichts richtig macht. Edeltraut und Peter...ein befreundetes Paar waren zu Gast. Sie hatte für die Gäste und ihn ein wunderbares gutschmeckendes Essen gekocht was sehr gut ankam. So saßen sie alle gemütlich am Tisch und aßen mit großem Genuß. Als sein Teller leer war dachte er an die Diät die er halten wollte und verneinte das Angebot seiner Frau noch einen Nachschlag zu nehmen. Sie drängte wie immer mit den Worten..."Warum nicht, hat es Dir nicht geschmeckt"? "Doch" hatte er gesagt..."wunderbar sogar. Aber ich bin satt und muß auf die Diät achten die Du mir angeraten hast weil ich zu dick werde. Du hast gesagt ich soll nicht so viel essen". Darauf hin wurde sie zynisch wie immer und klopfte massiv auf den Tisch indem sie ihn zornig ansah. "Gib es doch zu daß es Dir nicht geschmeckt hat. Du brauchst mich nicht anlügen. Deine Diät ist doch nur ein Vorwand um nicht ehrlich zu sagen was Du wirklich denkst. Ich spüre das doch". Er hatte darauf den Kopf gesenkt und nur vor Zeugen gesagt daß es ihm wirklich schmeckte und er einfach nicht mehr essen wollte. "Das Wort verdreht sie einem immer im Mund"....so seine damaligen und heutigen Gedanken. Oh mein Gott, wie nervig sie doch andauernd ist. Sie macht aus Mücken Elefanten. Und ständig dieses Generve ob ihr das oder das am besten steht. Was interessiert mich die dauernd wechselnde Mode. Mir reicht wenig. Vernünftig aussehen und gut sitzen soll es,...das reicht. Ich interessiere mich nun mal nicht dafür und auch nicht Kosmetik. Es ist mir egal was sie sich drauf schmiert. Und doch liebe ich sie"...dachte er immer wieder mit müde gewordenem Geist. Er wollte doch eigentlich nur wenig....Ruhe,Geborgenheit und gemeinsame Interessen. Ein gemeinsames Lebensziel. Doch leider hatte sich im Laufe der langen oft beschwerlichen Jahre heraus kristallisiert daß sie so sehr grundverschieden waren in ihrer Liebe zu einander. Er konnte gut damit umgehen und war genügsam in seinen Ansprüchen. Sie träumte nur von der schönen heilen und prunkvollen Welt mit Schönheit,Mode,ausgehen. Ihr ganzes Leben fand mehr im Äußeren statt als im Inneren. Sie legte soviel Wert darauf daß es bei ihm im Inneren nie wirklich ankam. Er hatte Ihr nie den Himmel versprochen. Er war so wie sie ihn erwählt hatte. Und heute war sie maßlos enttäuscht. Dabei hatte nicht er sondern sie sich selbst etwas vorgemacht. Doch den Täter für ihr angebliches Unglück sah sie nur in ihm. Er hatte ihr das "Traumschloss" nie bauen können was sie sich im Geheimen immer gewünscht hatte. Sie denkt..."das halte ich nicht mehr lange aus. Ich muß mit meiner besten Freundin darüber reden. Irgendwie muß ich daß mal loß werden. Er hört mir ja doch nicht zu. Selbst wenn ich mich so hüpsch gemacht habe bemerkt er es kaum. Wie gerne würde ich mit ihm shoppen gehen,doch ewige hat er blöde Ausreden. Kein bisschen den Hang zum träumen und sich schönere Dinge wünschen. Er ist so einfach, so bieder. Er hat überhaupt keine Kultur an sich, keine Feinheit des Geistes. Er ist wie ein alter Bauarbeiter, genauso derb. Und Monica hat das ja selbst durch gemacht. Sie hat Nägel mit Köpfe gemacht und ist nun glücklicher". Was für eine Selbstlüge es doch war erkannte sie in diesem Moment mal wieder nicht. Sie hatte sich seit Anbeginn der Beziehung eine für sie erwünschte "Traumbeziehung" zusammengebastelt die seit Jahren immer mehr und mehr böckelte. Doch die Schuld....wenn man überhaupt von Schuld sprechen kann, gab sie sich niemals selbst. Es waren, wie es bei allen Menschen der Fall ist immer die anderen die das unglücklich sein verursachten. Er, derweil mit seinem angefressenen Kummer,...später in der Kneipe bei seinem Freund sitzend schüttet sein Herz aus. Ein Männergespräch! Der Freund sagt nur in dem er seine Hand auf die Schulter des Gekränkten legt..."Lass gut sein, sie hat ihre Träume wie alle Frauen. Sie sieht und vor allem empfindet nicht was die Tiefe, das Innere ausmacht. Frauen lieben die Oberfläche und wissen die wirkliche Liebe nicht zu schätzen. Oberflächlich sind sie weil sie alles an Gefühl hören und sehen wollen. Das ist falsch. Aber ihr seid jetzt über 40 Jahre verheiratet und Du hast es immer wieder hingebogen. Nimm sie wie wie sie ist. Sie versucht einen Traum zu leben indem sie ihr Leben träumt. Frauen sind nun mal so". Sie,zeitgleich... sitzt heulend bei der Freundin und hat ihr großes Leid geklagt, worauf sie die typisch weibliche Antwort erhält......"Er weiß Dich nicht zu schätzen. Du hast Euer Haus so schön gestaltet, so gemütlich und sinnlich. Du bist ein wirklicher Künstler und er sieht gar nichts. Er ist ein Holzklotz und hat so eine tolle Frau wie Dich gar nicht verdient. Also ich an Deiner Stelle würde gehen. Such Dir einen anderen aufmerksamen Mann. Es gibt so tolle Männer, echte Frauenversteher. Die überhäufen mit Liebesgedichten und schönen Worten ständig ihre Frauen. Du soltest wirklich darüber nachdenken ob Du nicht endlich die Scheidung einreichst. Guck mich an...mir geht es doch heute viel besser".

Beide gehen abends mit ihren Gedanken nach Hause. Er ist am Abendbrottisch wie immer. Still, verhalten und schaut sie nur ab und zu liebevoll an. Fragt wie ihr Tag verlaufen ist. "Gut" sagt sie mit spitzem zynischen Mund. "Ich werde meine Konsequenzen ziehen"...so ihre vergifteten Gedanken. So endet der Tag und beide gehen später friedlich, jeder in sich gekehrt ins Bett. Er legt den Arm wie immer um sie damit sie geborgen ist, sagt lieb zu Ihr "Schlaf gut, es ist wie es ist und alles ist gut. Bitte höre auf Dein Herz und nicht auf die angeblichen Freunde". Sie sagt nur leise...."ja, es wird alles gut. Wie soll es auch sonst sein". In der Nacht spricht eine leise Stimme zu ihr im Traum...."Hast Du geschworen in guten und in schlechten Zeiten in Liebe zu ihm zu stehen? Hast Du nicht am Anfang gewußt daß er kein Frauenheld ist, aber dafür ein ganz lieber zuverlässiger Mann,..so wie er sich ein Leben lang bewiesen hat? Sag, was sind alle täglichen Komplimente und Geschenke, Erlebnisse jeder Art wenn sie doch vergehen und verwehen wie der Wind? Dich nur sanft berühren aber verschwinden? Wie wirst Du weinen wenn Du merkst daß Du einen wunderbaren Mann mit seinen Fehlern ausgewechselt hast gegen einen anderen Mann der auch nur Fehler hat? Du wechselst den Mann und dabei auch die Fehler. Wie wird es sein wenn dieser "Frauenversteher" zu viele Frauen gut versteht und Du in allen Notsituationen allein bist? Denke gut darüber nach und siehe Deine Freundin die Dich nicht gut und einfühlsam beraten hat. Sie hat diesen Weg gewählt und ist einsam. Redet jeden Tag mit Dir und lädt all ihren Frust bei Dir ab. Sie hat keinen guten Mann mehr bekommen weil sie die wirkliche Liebe von sich wies. So kann es auch Dir ergehen. Lerne die tiefe Liebe in Deiner Seele zu sehen und nicht mehr das was im Äußeren sich abspielt. Denke gut darüber nach daß Du die Wahrheit nur in Deinem eigenen Herzen findest und nie bei einem anderen Menschen". Und so fiel Beiden im gleichen Moment ein unglaublich weiser Spruch von Vincent van Gogh ein,den er einmal geschrieben hatte..... Die Normalität ist eine gepflasterte Straße; man kann gut darauf gehen - doch es wachsen keine Blumen auf ihr.

Und so dachten beide im Gleichklang....wir werden unser Leben ein bisschen mehr durchdenken und dem anderen ein wenig mehr die Hand reichen. Das sind auch die Blumen des Lebens....für den logischen realistischen Mann und die verträumte Künstlerin und Dekorateurin seines Hauses. Man sieht es an jedem Haus ob die Liebe darin wohnt wenn man als guter weiser Beobachter hinein gesehen hat. Es kann nach außen für einen Jeden baufällig und schmuddelig wirken....doch keiner ahnt wieviel Liebe im Inneren die Räume gestaltet.

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Autor Gabriele Bavastrelly