Der Mensch in der Schöpfung



8. Der Mensch in der Schöpfung

Der Mensch soll in Wirklichkeit nicht nach den bisherigen Begriffen leben, sondern mehr Empfindungsmensch sein. Dadurch würde er ein zur Fortentwicklung der ganzen Schöpfung notwendiges Bindeglied bilden.

Weil er das Feinstoffliche des Jenseits und das Grobstoffliche des Diesseits in sich vereinigt, ist es ihm möglich, beides zu überschauen, beides gleichzeitig zu erleben. Dazu steht ihm noch ein Werkzeug zur Verfügung, das ihn an die Spitze der gesamten grobstofflichen Schöpfung stellt: Der Verstand. Mit diesem Werkzeuge vermag er zu lenken, also zu führen.

Verstand ist das höchste Irdische und soll das Steuer sein durch das Erdenleben, während die treibende Kraft die Empfindung ist, die der geistigen Welt entstammt. Der Boden des Verstandes ist also der Körper, der Boden der Empfindung aber ist der Geist.

Der Verstand ist an Raum und Zeit gebunden, wie alles irdische, demnach nur ein Produkt des Gehirnes, das zum grobstofflichen Körper gehört. Der Verstand wird sich niemals raum- und zeitlos betätigen können, trotzdem er an sich feinstofflicher wie der Körper ist, aber doch noch zu dicht und schwer, um sich über Raum und Zeit zu erheben. Er ist also vollkommen erdgebunden.

Die Empfindung aber (nicht das Gefühl) ist raum- und zeitlos, kommt deshalb aus dem Geistigen.

So ausgerüstet, konnte der Mensch innig verbunden sein mit dem Feinstofflichsten, ja sogar Fühlung haben mit dem Reingeistigen selbst, und doch inmitten alles Irdischen, Grobstofflichen leben und wirken. Der Mensch allein ist in dieser Weise ausgestattet.

Er allein sollte und konnte die gesunde, frische Verbindung geben als die einzige Brücke zwischen den feinstofflichen und lichten Höhen, und dem grobstofflichen Irdischen! Durch ihn allein in seiner Eigenart konnte das reine Leben vom Lichtquell herab in das tiefste Grobstoffliche und von diesem wieder hinauf in herrlichster, harmonischer Wechselwirkung pulsieren! Er steht verbindend zwischen beiden Welten, so daß durch ihn diese zu einer Welt geschmiedet sind.

Er erfüllte jedoch diese Aufgabe nicht. Er trennte diese beiden Welten, anstatt sie fest vereinigt zu erhalten. Und das war nun der Sündenfall!

Der Mensch war durch die soeben erklärte Eigenart tatsächlich zu einer Art Herr der grobstofflichen Welt bestellt worden, weil die grobstoffliche Welt von seiner Mittlerschaft abhängig ist, insoweit, daß sie je nach seiner Art mitzuleiden gezwungen war, oder durch ihn emporgehoben werden konnte, je nachdem die Strömungen vom Licht- und Lebensquell aus rein durch die Menschheit fließen konnten oder nicht.

Der Mensch aber unterband das für die feinstoffliche und für die grobstoffliche Welt notwendige Fließen dieses Wechselstromes. Wie nun ein guter Blutumlauf den Körper frisch und gesund erhält, so ist es mit dem Wechselstrome in der Schöpfung. Ein Unterbinden muß Verwirrung bringen und Erkrankung, die sich zuletzt in Katastrophen löst.

Dieses schlimme Versagen des Menschen konnte geschehen, weil er den Verstand, der nur vom Grobstofflichen kommt, nicht nur als Werkzeug nützte, sondern sich ihm völlig unterwarf, und ihn zum Herrscher setzte über alles. Er machte sich damit zum Sklaven seines Werkzeuges und wurde nur Verstandesmensch, der sich mit Stolz Materialist zu nennen pflegt!

Indem der Mensch sich ganz nun dem Verstande unterwarf, kettete er sich selbst an alles Grobstoffliche. Wie der Verstand nichts über Raum und Zeit hinaus begreifen kann, vermag es selbstverständlich auch nicht der, der sich ihm völlig unterwarf. Sein Gesichtskreis, also Begriffsvermögen, verengte sich mit dem begrenzten Vermögen des Verstandes. Die Verbindung mit dem Feinstofflichen war damit gelöst, eine Mauer aufgerichtet, die dicht und immer dichter wurde. Da nun der Lebensquell, das Urlicht, Gott, weit über Raum und Zeit erhaben ist, und noch weit über dem Feinstofflichen steht, muß selbstverständlich durch die Bindung des Verstandes jede Fühlung abgeschnitten sein. Aus diesem Grunde ist es dem Materialisten gar nicht möglich, Gott zu erkennen.

Das Essen von dem Baume der Erkenntnis war nichts weiter als das Großziehen des Verstandes. Die damit verbundene Trennung von dem Feinstofflichen war auch das Verschließen des Paradieses als natürliche Folge. Die Menschen schlossen sich selbst aus, indem sie durch den Verstand ganz dem Grobstofflichen zuneigten, sich also erniedrigten und freiwillig oder selbstgewählt in Knechtschaft schmiedeten.

Wohin aber führte das? Die rein materialistischen, also erdgebundenen, tiefstehenden Gedanken des Verstandes mit all ihren Nebenerscheinungen der Erwerbs- und Gewinnsucht, Lüge, des Raubes und der Unterdrückung usw. mußten die unerbittliche Wechselwirkung der Gleichart herbeiführen, die sich erst geistig zeigte, und dann von diesem auch in das Grobstoffliche überging, alles dementsprechend formte, die Menschen trieb, und zuletzt über allem sich entladen wird mit... Vernichtung!

Versteht Ihr nun, daß die Ereignisse der letzten Jahre kommen mußten? Daß es noch weiter gehen wird bis zur Vernichtung? Ein Weltgericht, das den bestehenden karmischen *(schicksalsmäßigen) Gesetzen entsprechend nicht zu vermeiden ist. Wie bei einem Gewitter, das sich zusammenzieht und zuletzt Entladung und Vernichtung bringen muß. Gleichzeitig aber auch Reinigung!

Der Mensch diente nicht wie notwendig als Bindeglied zwischen den feinstofflichen und den grobstofflichen Teilen der Schöpfung, ließ den stets erfrischenden, belebenden und fördernden notwendigen Wechselstrom nicht hindurch, sondern trennte die Schöpfung in zwei Welten, indem er sich der Bindung entzog und ganz an das Grobstoffliche kettete, somit mußten beide Weltteile nach und nach erkranken. Der Teil, der den Lichtstrom ganz entbehren mußte, oder durch die wenigen Menschen, die noch Verbindung gaben, zu schwach erhielt, natürlich viel schwerer. Das ist der grobstoffliche Teil, der deshalb einer furchtbaren Krisis entgegentreibt und in kurzer Zeit von gewaltigen Fieberschauern durchrüttelt werden wird, bis alles Kranke darin verzehrt ist und unter neuem, starkem Zustrome aus dem Urquell endlich gesunden kann.

Wer aber wird dabei verzehrt?

Die Antwort darauf liegt in dem natürlichen Geschehen selbst: Jeder empfundene Gedanke nimmt sofort durch die in ihm lebende schöpferische Kraft eine dem Inhalt des Gedankens entsprechende feinstoffliche Form an, bleibt stets wie durch eine Schnur mit seinem Erzeuger verbunden, wird aber von ihm ab- und hinausgezogen durch die Anziehungskraft der Gleichart in allem Feinstofflichen, und getrieben durch das Weltall mit den dieses dauernd durchpulsenden Strömungen, die wie alles in der Schöpfung eiförmig sich bewegen. So kommt die Zeit, wo die im Feinstofflichen zu Leben und Wirklichkeit gewordenen Gedanken mit den unterwegs angezogenen Gleicharten auf ihren Ursprung und Ausgangspunkt zurückfallen, da sie trotz ihrer Wanderung mit diesem in Verbindung bleiben, um nun dort sich zu entladen, auszulösen.

Die Vernichtung wird also in erster Linie bei der nun zu erwartenden letzten geschlossenen Auswirkung die treffen, die durch ihr Denken und Empfinden Erzeuger und dauernde Ernährer waren, also die Materialisten. Daß die schädigende zurückfallende Gewalt noch größere Kreise zieht, und streifend auch nur annähernde Gleicharten dieser Menschen packt, ist unausbleiblich.

Dann aber werden die Menschen das erfüllen, was sie in der Schöpfung sollen. Sie werden das Bindeglied sein, durch ihre Befähigung aus dem Geistigen schöpfen, also sich von der gereinigten Empfindung leiten lassen, und diese in das Grobstoffliche, also Irdische übertragen, wobei sie den Verstand und die gesammelten Erfahrungen nur als Werkzeug dazu benutzen, um mit allem Irdischen rechnend diese reinen Empfindungen im grobstofflichen Leben durchzusetzen, wodurch die ganze grobstoffliche Schöpfung dauernd gefördert, gereinigt und gehoben wird. Dadurch kann auch in der Wechselwirkung Gesünderes zurückfließen von dem Grobstofflichen in das Feinstoffliche, und es wird eine neue, einheitliche und harmonische Welt entstehen. Die Menschen werden aber in richtiger Erfüllung ihrer Tätigkeit die ersehnten Voll- und Edelmenschen sein; denn auch sie erhalten durch die rechte Einstellung in das große Schöpfungswerk ganz andere Kräfte als bisher, die sie Zufriedenheit und Glückseligkeit dauernd empfinden lassen.

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Autor Gabriele Bavastrelly